Nach dem ersten Wochenende in unserem Wohnmobil, steht nun die erste richtige Reise an. Nach Süditalien soll es gehen, bis ganz runter, aber ohne Sizilien, dort wollen wir einmal einen ganzen Winter verbringen. Das zur Grobplanung, wir lassen uns aber täglich von den Eindrücken beeinflussen. Wenn uns etwas nicht gefällt, ändern wir unsere Pläne. Wir sind frei.
Po-Ebene, Küste, Abruzzen, Gargano bis nach Apulien, wo wir bei Michele erstmals auf einem Stellplatz zwei Tage bleiben. Die wunderschöne Adriaküste bis runter in den Absatz und wieder rauf zu Michele. Durch das italienische Engadin (Silas) nach Kalabrien. Wir entschliessen uns Sizilien doch zu besuchen, Die Insel gefällt uns sehr, wunderschöne Küsten und nicht minder schöne Berglandschaften. Trapani und Siracusa sind für uns die schönsten Stadte. Wieder zurück auf dem Festland entdecken wir eine der schönsten Gegenden, das Cilento, wo wir eine wunderbare Bootsfahrt machen und Capitan Dominic Anto kennen lernen. Es geht in die Vergangenheit, wir besuchen Paestum, eine 2'000 Jahre alte römisch/griechische Stadt, deren Grundmauern wieder sichtbar gemacht wurden. Rom ist die schönste Stadt unserer Reise, gar die schönste Stadt die ich kenne. Die Toskana ist schön wie eh und je, auch Bologna gefällt. Modena ist die Überraschung, wir waren schon mal hier, haben aber nur einen Balsamico-Produzenten besichtigt und eingekauft. Diesmal erkunden wir die Stadt. Breite Strassen und Lauben, klein und übersichtlich, hübsche, elegante Frauen, alles fährt Rad. Parma ist eher enttäuschend.
Italienreise
In Gavirate klagt eine Einheimische über Dauerregen in den letzten 6 Wochen. Wir können uns nicht beklagen, wir hatten 5 Regentage, trugen 5 Wochen kurze Hosen, haben in Sizilien im Meer gebadet, gefühlte 23 Grad Wassertemperatur. 7'500 km sind wir gefahren, haben hilfsbereite, nette, offene Menschen kennen gelernt. Es ist aber nicht alles goldig in Italien. Das Land ist sichtbar zweigeteilt. Südlich von Rom wild und schmutzig. Was nicht mehr gebraucht wird landet am Strassenrand, Kühlschränke, Abfallsäcke und wir ertappen uns, dass wir auch alles rausschmeissen wollen, wegen dem bisschen mehr. Strassen sind gesperrt, ohne Vorwarnung, ohne Umleitung, einfach wieder 30 km zurück... An schönen Feiertagen sind die Küsten überfüllt. Alle kommen mit dem Auto und parkieren, irgendwo. Mein WoMo ist schlänker als andere, ich komme überall durch, selbst an Feiertagen, aber ich habe mehr als einmal Blut geschwitzt. Nördlich von Rom ist alles "europäischer", sauber, teuer, gepflegt und ordentlich.
Wie gesagt, die Italiener sind sehr angenehme Menschen, ausser wenn sie im Auto sitzen. Das erste das man an der Fahrprüfung lehrt, ist wahrscheinlich, wie fahre ich Auto und nutze gleichzeitig mein Handy, selbst beim Überholen. Bei einem ausgezogenen Strich, schliesst die Polizei ein Auge, bei zwei ausgezogenen Strichen, wohl beide Augen, entsprechend wird gefahren. Beim Überholen wird schon wieder eingelenkt, noch bevor man ganz überholt hat. Alle sollen auf mich Rücksicht nehmen, ich nehme auf keinen Rücksicht. Wer nicht frech ist, geht unter. Gefahren wird nicht wenn die Strasse frei ist, gefahren wird auch wenn die Strasse nicht frei ist und irgendwie funktioniert es. Die Hupe hat in Italien eine andere Bedeutung als bei uns, sie wird vor allem zum Grüssen benutzt. Italien ist wohl das einzige Land, das das Hupen per Verbotstafel unterbindet.
Sechs Wochen sind lange, aber gehen trotz dem schnell vorbei, ich wäre gerne noch länger geblieben. Das WoMo hat sich bewährt, es passt perfekt zu unseren Ansprüchen. Die lange Evaluation zahlt sich aus. Wenn wir das Problem mit der Toilette in den Griff bekommen und eine Halterung für die Velos haben, sind wir wunschlos glücklich.